Freitag, 29. Mai 2020

Rucki-zucki Ritual

Was tut man, wenn die Playlist zu Ende ist, in der Inhalette aber noch ein Rest Antibiotikum ist,  der noch nicht vernebelt wurde? 

Ich hatte keinen konkreten Plan.

Eher ein Bauchgefühl.

Weil ich wusste, ich muss mit Nina noch ein klein wenig länger inhalieren, aber irgendwie anders jetzt als der Ablauf vorher. 
 
Ich habe Nina zurück auf meinen Schoss gezogen. Noch mal das Inhaliergerät gestartet und angefangen zu zählen.

Es funktionierte.

Bei der nächsten Rutsche am nächsten Morgen lief alles nach Plan. 
Das Antibiotikum im Vernebler war pünktlich zum Ende der Playlist aufgebraucht. 

Also alles ausschalten, laut "wir sind fertig" sagen und alles abbauen. 
So dachte ich. 

Plötzlich fängt Nina an zu kichern, klettert wieder auf meinen Schoss, startet den Pari-Boy und fasst, immer noch lachend, an meinen Mund. 

Ich war verblüfft. 
Aber ich verstand. 

Ich zählte einmal kurz bis zehn. 

Dann war alles gut. 

Und ein neues Ritual war entstanden. 
Aus der Not heraus, das getan was notwendig war , was meiner Tochter gefiel und was nun ein neues Ritual ist. 

Da muss ich jetzt durch. 





 




Donnerstag, 28. Mai 2020

Neue Hausaufgaben und ein Jubelschrei

Ninas Logopädin gibt uns regelmäßig Hausaufgaben. 

Ich finde das großartig, denn so können wir an zwei "Fronten" an einem Thema arbeiten. 

Auch nach dem letzten Besuch hatte ich einen Zettel mit Notizen dabei und eine Reihe von Ideen wie ich künftig mit Nina an diesen Teilbereichen arbeiten möchte. 

Aber das war nur ein Nebenschauplatz. 

Zu Beginn und zum Ende jeder Stunde wird ein Vers aufgesagt.

 Mit vielen unterstützenden Gesten. 

Gebannt zugeschaut hat meine Tochter schon immer. 

Aber jetzt hat sie wirklich und wahrhaftig einige Gesten zum Teil und dann eine Geste komplett mitgemacht.
 
Ich habe gefühlt nicht nur die ganze Praxis sondern die ganze Etage zusammen geschrien. 

Ich habe mich über Ninas Leistung gefreut, Nina sich darüber das ich mich gefreut habe und die Logopädin hat sich mit uns mitgefreut. 

Wie wunderbar. 

Akrobatin?

Nach drei Monaten Pause stand Anfang der Woche wieder ein Hausbesuch der Physiotherapeutin auf dem Plan.

Gut vorbereitet habe ich ihn. Rote Matte hingelegt, verbal und visuell angekündigt das die Physiotherapeutin gleich kommt, sowie die Bildkarten der einzelnen Körperhaltungen wie "Schraube", "Drehdehnlage" und so weiter ausgebreitet.

Dann klingelte es. Nina sah die Physiotherapeutin und das von mir erwartete Theater blieb aus.

Im Gegenteil, sie grinste sprintete zur Matte und hat vorbildlich mitgearbeitet. 

Die Beweglichkeit die sich in den einzelnen Haltungen zeigte war gigantisch. 
Wie eine Akrobatin. 
 

Ellie und ANTON

Nein, Ellie und ANTON sind keine neuen Freunde von Nina. 

Jedenfalls sind es keine Menschen. 

Aber beide gehören mittlerweile in Ninas Tag, wie ihre Zahnbürste und das tägliche Inhalieren. 

Ellies vollständiger Name ist Ellie Grip und ist ein von Therapeuten entwickelter Elefanten-Handschuh, bei dem außer dem Daumen und dem Zeigefinger alle anderen Finger im Handschuh bleiben. So kann der Dreipunktgriff geübt werden.  


ANTON ist eine Lern-App mit der sie seit einigen Wochen täglich Buchstaben und Zahlen schreiben üben kann. 
ANTON ist kostenfrei, ohne Werbung und wird EFRE-Fonds der Europäischen Union kofinanziert.  
Ein tolles Programm, mit dem ihre Schule arbeitet und die auch ansonsten durch die Abwesenheit von Werbung sehr angenehm ist und sehr klar in Aufbau und Feedback ist. Einfach nur großartig. 

Beide Sachen. Ellie und ANTON. 


Hospitation einmal umgekehrt

Gute Vorbereitung ist oft das A und O um für ein autistisches Kind den Weg zu ebnen. 

Ich habe mir schon viele Orte für Nina angesehen. Hospitiert eben. 

Umso schräger, wenn dann plötzlich bei einem selbst hospitiert wird. 

Sprich wenn sich eine der Lehrerinnen deines Kindes bei dir zu Hause einfindet, um zu schauen wie du das machst mit dem Unterricht zu Hause. 

Obwohl ich durch die Haustrainings im AVT einige Übung darin habe mit Nina zu lernen während uns genau auf die Finger geschaut wird, war ich doch nervös. 

Völlig unnötig wie sich gezeigt hat, denn Nina ist in einem Tempo durch alle Aufgaben marschiert die ihresgleichen sucht. 

Denn sie hatte noch ein Ziel das am Beginn nicht ersichtlich war. 
Gleich nachdem wir fertig waren mit unserem Programm, flitzt sie zur Tasche und Jacke ihrer Lehrerin, brachte sie ihr und wollte sie zur Tür begleiten. 

Demnach war es ok für sie, das die Lehrerin da war.....aber eben nur so lange wie das Lernen dauerte. 
Danach bitte wieder Sachen packen und raus. 

Sie weiß eben was sie will . Und das ganz genau. 




Dienstag, 26. Mai 2020

Rote Hose, blaue Hose

Rote Pluderhose mit Blumen.


Blaue Pluderhose mit Blumen. 

Bis auf die Farbe kein wirklicher Unterschied auszumachen.

Die rote Hose hatte Nina ein paar Tage angehabt und sie war in der Wäschetonne gelandet. 

Nachmittags wollte sie Wäsche waschen und war fleißig dabei die Wäsche aus der Tonne in die Maschine zu befördern. 

Soweit so gut. 

Plötzlich flitzt sie an mir vorbei. 

Keine Hose an den Beinen, aber eine in der Hand. 

Ich musste zwei Mal hinschauen, bis ich erkannt habe, dass es nicht die blaue, sondern die rote aus der Wäschetonne war. 

Bis ich mein Erstaunen verarbeitet hatte, hatte sie sich schon längst auf den Boden gesetzt und die rote Hose angezogen. Wenn sie motiviert ist, dann geht das ratzfatz. 

Nun wieder die Zwickmühle. Das ganze rückgängig machen oder zulassen? 

Abwägen. Ok - was solls. Dann eben noch einen Nachmittag länger in der roten Hose. 

Ich lasse ihr viel durchgehen - absolut. 

Sie weiß was sie will - absolut. 

Damit kann ich durchaus leben. 

Bekannte Person, falsche Umgebung

In der vergangenen Woche habe wir wieder Besuch von einer Lehrerin von Nina bekommen.

Es gab neues Lernmaterial.

Der Unterschied zu den Wochen davor: die Lehrerin blieb nicht vor der Tür und übergab das Paket, sondern kam mit in unsere Wohnung. 

Von jetzt auf gleich war Nina nicht wieder zu erkennen. 

Dabei hat sie ihre Lehrerin erkannt, da bin ich mir sehr sicher. Zumal wir vorher noch die Karten mit den Gesichtern der Lehrer angeschaut und benannt haben. 

Aber mein Kind fing an zu weinen, krabbelt auf meinen Schoß, klammerte sich an meinen Hals und war teilweise so laut verzweifelt, dass ein einigermaßen gutes Gespräch mit der Lehrerin nicht möglich war. 

Dabei hätte ich das ganze erahnen können. 

Um es auf einen einfachen Nenner zu bringen: bekannte Person, falsche Umgebung. 

Die Lehrerin gehörte nicht nach Hause. Die gehört in die Schule. 

Das ist nicht so wie immer. Also ist Alarmstufe rot. 

Die endete sofort als ich angekündigt habe "jetzt sagen wir Tschüß" und den Weg zur Tür eingeschlagen habe. Die Tür war geschlossen und mein Kind war wie vorher. Gelassen und fröhlich. 

Dasselbe haben wir erlebt, als die Physiotherapeutin nach langer Zeit in der Praxis ihren ersten Hausbesuch machen musste. 
Nina war beim ersten Besuch untröstlich und kaum zur Mitarbeit zu bewegen. 
Aber nur beim ersten Mal. Von Besuch zu Besuch nahm der Widerstand ab. 

Untermauern kann man diese Vermutungen noch mit dem Besuch unseres Vermieters. Den hat sie auch nur wenige Male ganz kurz gesehen und als er letztens in unserer Wohnung stand, wollte sie zwar nach einer Weile auch, das er wieder geht, aber außer einem auf die Tür deuten und einem Winke-Winke in seine Richtung war alles im grünen Bereich. 


Ablauf, Reihenfolge, Rituale - gesprengt

Unglaublich viel unseres Tagesablaufes setzt sich aus Routinen, immer gleichen Abläufen und sich wiederholenden Reihenfolgen zusammen.

Letzte Woche waren wir einmal später aufgestanden und hatten zusätzlich noch eine Verabredung am Vormittag. 

Wenn dann zwei Sachen zeitgleich laufen sollen und dann ein Ablauf unterbrochen wird und dann noch einer....dann fliegt einem der sonst so friedlich dahinlaufende Murmeltiertag mit Anlauf um die Ohren.

Beim ersten sich anbahnenden Heulanfall haben wir als Eltern gedacht, ok das bekommen wir noch hin, das halten wir aus. Mit ablenken, mit ein bisschen schimpfen.

Aber es war nichts zu machen.

Nina hat einfach versucht den Ablauf zurück zu spulen und an den Punkt der Handlung zurück zu gehen, an dem das was sie wollte normalerweise als nächstes gemacht wird. Ich habe es unterbrochen - doch zu spät. Sie steigerte sich weiter rein und weinte so heftig, dass sie husten musste und sich fast übergeben hätte. 

Manchmal kann man das aussitzen und aushalten, wenn die Nerven es hergeben. 

Konnte ich nicht.

Die einzige Lösung die ich in diesem Moment gesehen habe, war ihr ihr Ritual in abgespeckter Form zu geben.
Gewirkt hat es bei ihr. Die Tränen versiegten und wir konnten weiter machen und unsere Verabredung pünktlich einhalten. 

Aber es hat sich nicht gut angefühlt. Es hat sich nach Versagen angefühlt. Tut es auch heute noch. 

Auch damit muss ich klar kommen. Hin und wieder geht es nicht. 

Dann sind das Beharren ihrerseits stärker als alle guten Vorsätze. 

Vielleicht kommt mir demnächst eine Erleuchtung. 

 


Montag, 25. Mai 2020

Echolalie

Wenn man den Begriff nachschlägt findet man folgende Erläuterung: 

"Echolalie bezeichnet das stereotype, sinnlose Nachsprechen von Wörtern, Sätzen oder Geräuschen.
Kleine Kinder sollen durch dieses Nachplappern das Sprechen üben. Darüber hinaus kann sich Echolalie auch bei Autismus und Schizophrenie zeigen." (vgl. netdoktor)

Das klingt demotivierend. Wie so oft.

Aber ich habe auf Autismus Kultur noch andere Gedanken zum Thema gefunden:  

  • Echolalie ist nicht automatisch oder zwanghaft.

  • Echolalie ist (meist) sinnhafte Kommunikation.

  • Echolalie ist ein Weg das gehörte zu verarbeiten.

  • Eine Möglichkeit zu kommunizieren, ohne eigene Sätze.

  • Auch nicht-kommunikative Echolalie hat Funktionen.

  • Echolalie ist eine typisch autistische Art sprechen zu lernen.

  • Durch Echolalie üben Kinder reziproke Kommunikation.

  • Echolalie ist eine Möglichkeit Kontakt herzustellen.

  • Echolalie kann auch Stimmig oder Selbstregulation sein.

  • Echolalie wird weniger wenn das Kind mehr Sprache entwickelt.


Ich kann zwar nicht zu allen Sätzen etwas sagen, aber einige kann ich jetzt schon sehr deutlich unterschreiben. 

Definitiv kann ich sagen, dass es bei Nina eine Art ist Kontakt herzustellen, Selbstregulation und auch definitiv eine Möglichkeit um auf diesem Weg zu kommunizieren und ihr gegenüber zur Kommunikation aufzufordern.

Wobei die Echolalie bei uns im Moment noch nahezu ausschließlich auf Geräuschen basiert und erst allererste Ansätze von Wörtern zu erkennen sind. 
Aber es ist ein Anfang. :-)


Samstag, 23. Mai 2020

Kilometer an Luftschlangen

Das ist kein Spruch, wir habe bestimmt nicht nur einen sondern viele Kilometer an Luftschlangen verpustet. 

Ich hatte ja schon mal geschrieben, dass die derzeit am besten funktionieren, wenn wir zwischen den beiden Inhalationen Atemtherapie machen.

Eine schöne Zugabe ist, dass Nina jetzt auch noch ihre Feinmotorik trainieren kann, wenn sie, wie bei mir gesehen, die Luftschlange zwischen Daumen und Zeigefinger vor den Mund hält und dann pustet. 

Meist ist noch zu viel Druck drauf und ich muss den Druck ihrer Finger neu justieren, aber die Richtung stimmt schon mal.

Aber noch genialer ist, wenn sie nach mindestens 1000 Mal auf mein "schau mal" reagiert und im richtigen Moment zusieht, wie ich die Luftschlange auch mal pusten darf, sie auf sie zufliegt und meine Tochter in begeistertes quietschen ausbricht. 

Das ist einfach nur toll. 

Dienstag, 19. Mai 2020

Ziemlich Himbeerrot

Was war es am Anfang für ein Krampf einmal ein bisschen Lippenstift aufzutragen, um der Hausaufgabe der Logopädin nachzukommen: den Schweinchen auf den Bildern Kussmünder zu verpassen.

Sich wegducken, sofort abwischen und sich beschweren. 

Aber wir haben weiter gemacht. 

Letzte Woche war der Übungs-Lippenstift schon etwas arg wenig, so dass ich beim Einkauf einen neuen, günstigen - muss ja für solche Zwecke kein Markenprodukt sein - in einer Himbeerroten Farbe eingekauft habe. 

Bei der Vorbereitung des Lernmaterials einmal nicht hingesehen und schon hatte sich der kleine Kobold den neuen Lippenstift gegriffen und malte sich leidenschaftlich die Lippen an. 

Ich habe mich nicht bewegt und gebannt beobachtet. 

Ninas Lippen waren so himbeerrot, das man damit sicher 40 Kussmünder  verteilen konnte.

Wir haben uns damit begnügt dem Papa einen dicken Lippenstiftschmatzer zu verpassen. 

Das macht echt gute Laune. 

Montag, 18. Mai 2020

Wiedersehen mit Mundschutz

Heute waren wir nach ganz langer Zeit wieder bei der Logopädin, bei der wir vor dem  Schulstart waren und die einfach toll ist.

Toller Austausch, es gab Hausaufgaben - aber noch wichtiger: die Chemie zwischen Nina und der Logopädin hat einfach gestimmt. 

Heute war dann erst mal "vorturnen" angesagt. Auf den aktuellen Stand bringen und zeigen wo wir grad mit dem üben stehen. 

Dafür gab es viel Lob und es ist toll zu hören, dass u.a. die Zunge herauszustrecken eine Voraussetzung fürs Sprechen lernen ist.

Gewöhnungsbedürftig war, außer der Zeit am Tisch hinter der Plexiglasscheibe, mit Maske in der Praxis zu sein. 

Dass es derzeit sein muss, ist klar. 

Fest steht aber auch, dass dadurch viel von der Mimik verloren geht.

Darüber hinaus hat immer das Gefühl, "oh man hoffentlich ist es bald geschafft" und man kann an der frischen Luft die Maske vom Gesicht nehmen. Ich für meinen Teil habe mich noch nicht an das "Gesichtssauna-Gefühl" gewöhnt. 

Ob es nun am Mund-Nasen-Schutz lag, dass Nina heute überdurchschnittlich oft zu verstehen gegeben hat, dass sie gehen möchte oder aber ob sie sich wieder daran gewöhnen muss dort zu sein bleibt abzuwarten.  



Freitag, 15. Mai 2020

Mit dem Zeigefinger vorsichtig ins Fell

Durch einen glücklichen Zufall konnten wir gestern einen Hundespaziergang machen.

Auf dem Land. Mit einem unglaublich ruhigem, gelassenem Hund. 

Nina hatte zwar schon Begegnungen mit einer ganzen Reihe von Hunden ob nun bei Freunden oder auf kurze Distanz bei unseren Spaziergängen, aber das war nie so unmittelbar und ruhig. 

Aber selbst in dieser ruhigen Situation hatte sie noch eine gehörige Portion Respekt und kann nicht so einschätzen was ein Hund tut und wie er sich bewegt.

Trotzdem hat sie es zugelassen.

Wir sind gemeinsam eine ganze Weile zusammen durch die Feldmark gelaufen, sie hat die Leine getragen, kurze Zeit den Hund geführt und ist mit der Besitzerin des Hundes auch an der Leine gegangen.

Beim Abschied ist Nina gefragt worden, ob sie dem Hund auch Tschüß sagen möchte und sie hat ohne Druck von uns mit dem Zeigefinger das Fell angetippt. 

Ein Mikroschritt. Aber ein ganz toller.

Nächste Woche dürfen wir noch mal eine Hunde-Runde mitgehen.  :-)

Donnerstag, 14. Mai 2020

Falsche Färbung

Ziemlich lange hatte ich nach einem Rezept für das dünne arabische Fladenbrot gesucht, dass Nina so liebt. 

Die Zubereitung ist nicht mal eben in fünf Minuten gemacht. 

Aber in der ersten Rutsche hat Nina so dermaßen reingehauen, dass ich das grinsen gar nicht mehr aus dem Gesicht bekommen habe. 

Hochmtotiviert habe ich fast unmittelbar gleich die nächste Rutsche zubereitet. Dummerweise dabei ein bisschen geträumt und ein wenig ein anderes Mehl verwendet. Ein dunkleres. 

Erfahrungsmäßig hätte ich ahnen können, dass das nichts wird. 

Aber ich war guter Dinge und dann ziemlich enttäuscht, ein bisschen wütend und traurig zugleich, dass Nina nun die dunklere Variante massiv abgelehnt hat.  Bis hin zum Würge-Reiz - trotz identischer Form und Konsistenz. Aber eben die Färbung stimmte nicht.

Es half kein  "nur mal dran riechen", zureden oder  "probier mal" sie wollte nicht. Schob es weg. 

Meine Enttäuschung war groß. Recht lange sogar. Bis ich das Gefühl soweit verarbeitet hatte und in meinem Kopf all die Informationen abrief die auf diese Situation zutreffen. 

Diese Tatsachen machen nicht froh und machen es nicht leichter - helfen aber anzunehmen dass dieses Thema irgendwie einem Mienenfeld gleicht und man sich eben mit Vorsicht durch die Anordnung bewegen muss...und einem manchmal alles um die Ohren fliegt.

Sei es drum. Das Fladenbrot schmeckt frisch aus dem eigenen Ofen göttlich und vielleicht bringt ja auch hier das wiederholte Liegen auf dem Tisch irgendwann Neugier in den gewohnten Anblick und sie greift wieder zu. 
Wir tun es jedenfalls!!

Rollen Massaker

Nach einigen Wochen in denen unser Lieblings-Imbiss um die Ecke geschlossen war, konnten wir vor ein paar Tagen endlich wieder die leckeren Falafel-Rollen genießen.

Aber nicht nur wir Erwachsenen haben die guten Sachen vermisst. 

Das was Nina mit ihrer ersten Spezial-Rolle nach langer Zeit angestellt hat, kann man nur als Mini-Massaker bezeichnen.

Der Sprint von der Wohnungstür in die Küche zeigte schon ihre Vorfreude an.

Dann konnte sie es kaum noch abwarten und wir hatten Schwierigkeiten die Verpackung schnell genug abzuwickeln. 

Wir hatten einerseits etwas Hektik ihr genug Kreon zu verabreichen, denn die Geschwindigkeit mit der die Rolle in ihr verschwand war gigantisch, gleichzeitig freuten wir uns aber auch sehr daran, dass ihr die Rolle so gut schmeckte.

So ein Erlebnis ist ja selten. 

Das muss, kann und darf man genießen - ähnlich wie eine gute Schokolade. 

Ninas Schokolade ist eben keine Schokolade sondern eine Rolle mit weichem Fladenbrot, Humus und Hirsesalat und eben vom letzten blieben nur ein paar winzige Körnchen auf der Verpackung zurück und ein sehr zufriedenes Kind. 




Dienstag, 12. Mai 2020

Nichts und doch alles

Eigentlich hat sich nichts geändert.
 Und doch alles. 

Zumindest was mein Gefühl angeht. 

Im Grunde will ich immer klare Linien. 

Heute aber, hätte ich auf die Nachricht gerne verzichtet, dass in Ninas Rachen wieder ein "ungebetener Gast" eingecheckt ist. 
:-(

Aber andererseits wollte ich ja wissen, ob der Pseudomonas noch weg ist. Ist er. 

Das ist eine gute und wichtige Nachricht. 

Trotzdem war mir erst mal übel, weil jetzt wieder ein anderer Keim da ist. 
Zwar nicht ganz so blöd, aber immer noch blöd genug. 

Also ist erst einmal traurig sein angemessen. 
Ist schon echt eine fiese Krankheit, die Mukoviszidose. 

Aber dann betrachte ich mein Kind und merke.....sie lebt im Augenblick. 
Im Augenblick ist alles gut und die Tatsache das da was nachgewiesen wurde....ist zwar wichtig zu wissen, aber im großen und ganzen im Moment nur ein Ergebnis an dem ich auch durch traurig sein nichts werde ändern können. 

Der Drops ist gelutscht. 

Im Moment haben wir kein Problem. 

Oder wie heißt es so schön?

 "it is what it is"! 


Samstag, 9. Mai 2020

Gurke im Gesicht

Die Überschrift lässt vermuten, ich blogge jetzt über Schönheitsmasken mit Gurkenscheiben oder über eine aus dem Ruder gelaufene Schlacht am kalten Büffet.
Aber nein .

Die Gurke im Gesicht gab es vor einigen Tagen am Abendbrottisch.

Wir hatten Nina mal wieder eine Scheibe Gurke zum probieren angeboten.

Von der Scheibe biss sie ein Pünktchen ab und gab sie mir postwendend zurück.

Die Gurke am Stück jedoch fesselte ihre Aufmerksamkeit und es dauerte nicht lange bis sie sich diese halbe Gurke griff und die   Schnittfläche erst vor ihre Nase, an die Lippen oder dann an die Wange hielt um sie im Anschluss erneut intensiv zu betrachten und zurück auf den Tisch zu legen.

Wir haben das in keiner Weise kommentiert. Wir haben es nach unseren Erfahrungen mit unserem wiederständigem Esser hingenommen und als positive Erfahrung verbucht.

Nicht jeder wird das verstehen. Aber diejenigen die auch ein Kind mit Nahrungsmittel-Neophobie, einen wiederständigen Esser oder sonst eine Art der Ess-Spezis haben, wissen was ich meine.

Es gibt bald wieder Gurke und wir werden sehen was dann kommt!

Donnerstag, 7. Mai 2020

Wie ein Triathlon

Schwimmen, Rad fahren, laufen sind die eigentlichen Disziplinen im Triathlon.


Kann sehr hochpulsig sein. 

Ninas Nachmittags-Triathlon manchmal aber auch, aber eben anders.

Time Timer überwachen  "wann ist er endlich abgelaufen und das inhalieren startet"? - das ist Disziplin eins. 

Zweite Disziplin: checken ob die Waschmaschine noch läuft.

Dritte Disziplin: auf Nummer sicher gehen ob im Kinderzimmer noch alle Snoezel-Lichter & die Musik noch an sind. 


Dabei muss man selbstverständlich zwischen den Disziplinen hin- und herlaufen. 

Publikum ist auch da. Ich, natürlich. 

Klar erscheint das schräg. 

Aber wenn ich so mal Zeit habe die Füße hochzulegen und sie ihren Spaß hat und nichts weiter anstellt - let's go!!! 


Gymnastik für den Mund


Nina absolviert ein Turnprogramm für den Mund. 

Aus diversen Gründen: 
  • Sie lautiert mehr
  • Sie soll ein Gefühl dafür bekommen wozu der Mund, die Lippen und die Zunge alles in der Lage sind
  • An- und Verspannungen im Mundbereich möchte ich lösen
  • ich habe gelesen, dass es einen direkten Zusammenhang gibt zwischen der Entwicklung in der Oralmotorik, Sprache und der Essthematik 
Die einzelnen Übungen sind: 
  • Zunge rausstrecken
  • Zunge zur Oberlippe,
  •  Zunge zur Unterlippe,
  •  Zunge zur rechten Seite,
  •  Zunge zur linken Seite,
  •  Kussmund formen,
  • Lippen zusammen kneifen,
  •  Zunge wie einen Scheibenwischer bewegen....

Mitllerweile können wir von einem zum anderen Bereich wechseln und sie kann alle nacheinander absolvieren. .

Aber auch hier muss ich wieder sagen, dass das das Ergebnis von ständigem Training und permanenter Wiederholung ist. 
Kaum etwas geschieht aus heiterem Himmel und einfach so. Es ist harte Arbeit. Aber sie lohnt sich. 

Selbstständiger lernen

Mit der Überschrift meine ich in diesem Fall nicht das tägliche Lernen im Alltag, sondern explizit das selbstständige Lernen am Lerntisch.

Wir sind nach ca zwei Monaten täglichem Lernen ein echt eingespieltes Team. Aber es hat sich noch eine andere tolle Änderung ergeben. 

Nina weiß, dass alles was wir aus der Lernkiste nehmen "weggearbeitet" werden muss. 

Ich muss nichts mehr sagen, denn ein Auge schielt immer schon rüber zum Materialtisch, der neben mir steht, und ein paar Teilaufgaben hat sie auf dem Boden verteilt und holt diese holt sie sich alle nacheinander heran. 

Großartige Sache in großen Teilen.

Ein kleiner Teil von mir muss aber bewusst gegen steuern:

1. wenn sie zu schnell aufspringt bevor die aktuelle Aufgabe zu Ende ist oder

2. wenn ich etwas neues in die Lernroutine einbringe.

Gerade bei Punkt zwei gibt es dann schon mal Rangelei und ja beim ersten Mal definitiv Genöle. 

Aber nur kurz. Dann ist es wieder gut und in der nächsten Runde gehört das schon dazu.

Mittlerweile kommen wir auf 90 Minuten lernen an jedem Tag. 

Gute Leistung, das bekommen wir auch als Feedback von ihren Lehrern. 

Somit ist ein großer Teil der Versäumnisse den sie durch die drei Mal zwei Wochen Krankenhaus in den letzten Monaten hatte wieder aufgeholt. 

Das ist wirklich ein schöner Effekt dieser ungewohnten noch nie dagewesenen Situation. 

Waschmaschine, Trockner, Geschirrspüler

Diese oben genannten Geräte sind nicht nur ein Segen für jeden der den bisschen Erleichterung im Haushalt haben möchte, nein sie sind auch tolle "Trainingsgeräte" für ein autistisches Kind.

Der Geschirrspüler ist schon im Kindergarten Bestandteil eines kleinen Programms zum selbstständig werden gewesen. Teller und Becher in den Geschirrspüler stellen ist lernbar und keine Zauberei.
Das haben wir übernommen und auch erweitert in Richtung Geschirrspüler-Tab einlegen und zumachen und dabei schieben und im richtigen Moment runterdrücken. Das ist für Nina ein Meilenstein gewesen, dass  zu meistern. Jetzt kann sie es aus dem FF - und macht es gerne.

Waschmaschine und Trockner sind nur im Doppelpack zu haben.
Meistens kein Problem, denn aufgrund der Mukoviszidose, haben wir eh meistens ein erhöhtes Wäscheaufkommen.
Nina liebt es die Waschmaschine zu befüllen, zu beobachten wie die letzten Zahlen runterlaufen und dann die gewaschene Wäsche in den Trockner zu füllen und ihn zu starten.
Klingt süß oder?  Klingt nach "könnt ihr mir mal schicken, ich hab auch viel Wäsche"!

Dazu kann ich nur sagen.... vorsichtig sein mit dem was man sich wünscht.

Denn spätestens wenn das komplette Bettdecke, bereits gewaschene Wäsche oder einfach mal beliebig frische Wäsche aus dem Schrank in der Trommel landen, dann tja dann weiß man das der kleine Kobold in einem Waschrausch ist.