Freitag, 10. September 2021

Von Familien und Familien

Man kennt seine Herkunftsfamilie. 

Man gründet eine eigene Familie. 

Dann gibt es noch aber noch andere Familien. 

Die Familie die man sich durch Freunde aufbaut. Die kann auch immer mal wieder neu zusammen gesetzt werden und kann sich im Laufe des Lebens verändern oder an anderen Punkten stabil bleiben. 

Für mich / für uns ist im Laufe der letzten Jahre noch eine ganz andere Art von Familie dazu gekommen und dass sind die Familien mit denen wir durch Ninas Diagnosen verbunden sind. 

Eine Verbindung für die ich auf beiden Seiten lange Zeit nicht bereit war - weil ich noch zu sehr in meiner Trauer feststeckte und nichts hören oder sehen wollte. 

Heute aber bin ich dankbar für diese neuen Verbindungen. 

Hier empfinde ich trotz der vielen schweren und traurigen Themen häufig Leichtigkeit. Hier werde ich / werden wir verstanden. 

Hier muss man sich nie erklären, jeder hat sein Päckchen zu tragen. Meist reicht ein Wort oder ein Satz und mein Gegenüber WEISS was ich meine. 

Diese Gemeinsamkeiten schenken Trost, geben Rat und ermutigen weiter zu gehen. Getrennt und doch gemeinsam. 

Ich danke euch allen. Aus allen Familien. 


Donnerstag, 9. September 2021

Leise und laute Methoden

 Das laute Krawumm geht durch Mark und Bein - na ja wenigstens so lange man nicht weiß, dass nichts schlimmes passiert ist. 

Das erste Mal habe ich sicher auch mal wieder einen Geschwindigkeitsrekord aufgestellt. 

Aber keine neuen blauen Flecken oder Beulen hatten die Geräusche zur Folge, sondern lediglich ein Riesenstapel an Bilderbüchern, die auf dem Boden verteilt worden sind. 

Sowie eine Nina die sich einen kicherte und ich das verstärkte indem ich: "OH, NEIN alle Bücher auf dem Boden." in einem lockeren Tonfall kommentierte. 

Dies brachte sie noch weiter zum kichern. Mich auch. Innerlich und äußerlich. Nina gefällt das ganze so, dass sie es allabendlich wiederholt auch natürlich um mit mir in diese Interaktion zu gehen. 

Schöne Sache. 

Solange, bis sie das ganz oft möchte und dann wirklich zu den unmöglichen Augenblicken. 

Schimpfen würde in diesem Fall keine Wirkung haben. 

Aber ich kann Nina in diesen Momenten auch nicht bitten "räum auf" - bei ihr ist das Aufräum-Lach-Spiel-mit-den-Büchern eingeloggt. Nichts zu machen. 

Jetzt zu schimpfen oder laut zu werden oder mich zu ärgern -  was ich als laute Methoden bezeichne, wirken nicht. 

Also kommentiere ich in den nicht  passenden Momenten nicht, sondern räume still auf und verkneife mir das lachen.

Meine leise schnelle Methode - und Bücher aufräumen ist ja ein leichtes für mich. ;-)

Mittwoch, 8. September 2021

"Ich kann das alleine"-Button

 "Ich kann das alleine" ist nicht nur die große Überschrift unter der sich gerade alles, alles und zwar wirklich alles einordnen soll in Ninas Leben, nein es ist auch eine voreingestellter Button auf dem Talker. 

Der ist seit ein paar Wochen bei uns zu Hause eingezogen und die Wirkung ist echt wahnsinnig schön zu beobachten. 

Anfangs natürlich wieder Skepsis was Mama und Papa denn nun wieder wollen. 

Aber sehr zügig wird das "Guten Appetit" mit Begeisterung angesteuert und auch das "duschen" und "baden" werden sofort angenommen. 

Unfassbare Freude war zu bemerken als das erste Foto "Haferflecks" Einzug erhielt und jetzt quasselt Nina schon mal drauf los und sagt zehn Mal nacheinander "Wurst". 

Hierbei muss man immer die Balance im Auge behalten zwischen dem Erkunden der Sprache und dem Verfallen in Stereotypien....aber bislang haben wir das ganze gut im Blick. 

Dass das Gerät ihres ist, zeigt Nina vor allem in der Schule - dort durften die Lehrerinnen in den ersten Tagen es gar nicht anfassen, nicht mal um die hübsche pinke Hülle zu begutachten, das ging nur heimlich. 

Wir sind allesamt glücklich, dieses Hilfsmittel zu haben. 

Das ist mal eben ein großer Schritt nach vorne.