Mittwoch, 28. April 2021

Aufregung und Anspannung

Da waren wir wieder. 

Nach einer sehr langen Zeit standen wir mit dem Tandem wieder gemeinsam mit den Schulbussen da und warteten auf die Abholung durch das Kollegium der Lehrer. 

Mit einem Mal bemerke ich, dass Nina mit den Zähnen klappert.

Sofort erfolgt durch meine Autopiloten die Überprüfung ob ihr eventuell zu kalt geworden ist auf dem Tandem....aber nein. 

Ich beginne mit ihr zu sprechen, das Zähne klappern hört auf. 

Ich verstaue den Helm in der Satteltasche, das Zähne klappern kommt wieder. 

Ich ziehe Nina auf meinen Schoss und erzähle was jetzt als nächstes passiert. 

Das Zähne klappern hört auf und nur noch ein breites Grinsen zu sehen. 

Die Schulbusse öffnen sich und die Mitschüler steigen langsam aus und auch die Leherinnen und Lehrer kommen. 

Nina ist am hüpfen und geht mit. 

Am nächsten Morgen wiederholt sich das Zähne klappen, wenn auch nicht mehr so stark und am dritten Morgen ist es verschwunden. 

Aber bereits am ersten Tag war für mich klar, das ist Aufregung und Anspannung zugleich. 

Ich würde so gerne wissen was sie gedacht hat. Geht leider nicht. 

Wieder einmal mischt sich ein Tropfen Wehmut in meine Gefühlslage und ich denke "ach wenn sie doch nur sprechen könnte".

Dann schaltet sich mein Erinnerungsvermögen ein und mir fällt ein, dass mir eine gute Freundin erzählt hat, auch wenn ihr Kind verbal kommunizieren kann, heißt das noch lange nicht das auf ihre Fragen immer Antworten kommen. 

Dieser Gedanke tröstet.  

Donnerstag, 15. April 2021

Klett, Claudio und ordne zu

Das war neu.

Das war blöd.

Also dieses erste Mal.

Ihr Blick schien zu sagen: "Mama was soll dass denn jetzt? Wir machen kein ANTON, nimm das weg!"

Ich musste Nina überreden sich darauf einzulassen. 

Wie so oft. 

Jetzt liebt sie es.

Diese Idee war nicht von mir. 

Es war eine Idee von einer Lehrerin von Nina. 

Lernaufgaben aus dem Autismus Verlag. Mit Metacom-Symbolen und zeitgleichem Schauen eines Videos auf YouTube,  dass Claudio Castaneda gemacht hatte. 

Aus eins mach zwei - jede Woche kam eine neue Aufgabe dazu und mittlerweile sind es neun (!) Aufgaben. Also allein von diesem Stil.

Danach kommen noch diverse andere Aufgaben - mit Klett oder ohne. Mit filmischer Unterstützung oder ohne. 

Aber immer mit Spaß. Sowohl beim aufbauen, als auch beim absolvieren und hinterher beim wegräumen der Aufgaben. 

Was soll ich sagen? Wir haben einen Lern-Junkie zu Hause. 

Teilziel erreicht

 Wie wunderbar das ist, wenn man ein Teilziel erreicht hat, ist kaum zu beschreiben. 

Unser neustes Teilziel ist, dass die Duschstange in der Vorrichtung bleiben darf und Nina alleine duscht (abgesehen von der Hilfe beim Shampoo und Duschgel dosieren) ist erreicht. 

Ich kenne kaum jemanden, der so quietscht Tag für Tag, wenn er in die Dusche darf.

Dabei war das am Anfang echt nicht einfach und der Status Quo, den wir heute haben, ist auch wieder der Erfolg vieler kleiner Schritte. 

Der letzte in dieser Reihe ist, dass die Duschstange dort bleiben darf und sie sich ohne den Duschkopf in der Hand zu haben einfach unter das laufende Wasser stellt.

Dabei war der erste Tag an dem ich angesagt habe "nein das bleibt so" nur von kurzfristigem ungehaltenem Lautieren und einem Zeigen nach oben begleitet. Ich wiederholte dann mein Mantra für diesen Morgen und es war ok. 

Danach kam das vorsichtige herantasten ihrerseits an die neue Situation. 

Ich weiß nicht wann Nina dann entdeckt hat, dass das prasselnde Wasser von oben doch irgendwie toll ist - aber jetzt ist es so. 

Die Dusch-Party ist also gesetzt.  

Donnerstag, 8. April 2021

O O Nina

 Wie James Bond erkundet sie die Lage. 

Also ohne Smoking, Martini und schnelle Autos - aber der Türspion in der Haustür oder generell Schlüssellöcher sind derzeit gerade faszinierend. 

Dabei habe ich mir nichts dabei gedacht, als ich irgendwann zu Nina gesagt habe, guck mal da durch, dann kannst du gleich sehen, wie der Papa nach Hause kommt. 

Sie war fasziniert. 

Leider etwas zu sehr, denn nach ein paar Wiederholungen, ist es zu einem Ritual - nein zu einem Tick geworden und sie muss immer dadurch schauen bevor einer der Eltern zur Tür herein kommt. 

Egal ob vom Einkaufen oder einem kurzen Gang zum Briefkasten. 

Auch die Pysiotherapeutin hat das bemerkt mit einem "aber Nina man guckt doch nicht durch Schlüssellöcher" - in dem Moment fand ich es wieder charmant. 

Vieles von dem was sie neu entdeckt und in ihre Welt lässt ist wunderbar und zum freuen. 

Solange es nicht ausartet. 

Leider weiß ich das vorher nicht. 

Oft haben wir dann den Salat - also möglicherweise dann einen Ablauf der uns länger begleitet. 

Oder wenn es gar nicht geht eine neue Aufgabe an der wir das unerwünschte Verhalten abtrainieren müssen. 

Frage mich dann oft wie es in anderen Familien so läuft....

Samstag, 3. April 2021

zwei Einheiten, eine Sequenz

Ein langegezogenes:  " Aaaaaaa" lässt mich beim zusammensuchen der der Luftschlangen und Co aufschaunen. 

"Aaaaaa" erwidere  ich und Nina antwortet genauso. 

Also eigentlich wären jetzt Pusteübungen dran.....

Egal. 

Wir kombinieren mal eben Atemübungen mit Lautübungen. 

Zwischen Partytröten, Luftschlangen und Windrädern pusten lautiren wir. 

Immer wieder A und dann versuche ich mal was anderes.

Es klappt und auf mein "O" und "I" bekomme ich eine gleiche Antwort. 

OK, nicht so stark und laut wie das A - aber immerhin.

Eine Kombination aus zwei "Lernbereichen" in einer Sequenz kombiniert. 

Das gibt Auftrieb. 

Auch wenn ich später feststellen muss, dass das Ganze auf Zuruf an anderen Orten und zu anderen Zeiten nicht funktioniert. Oder sagen wir mal, noch nicht. 

Aber das sind die Momente an denen ich gerade merken kann, dass es in ihr arbeitet. Und sie möchte - aber noch nicht kann. 

Das macht zu gleichen Teilen traurig und auch wieder froh.  

 

den Drops kannste lutschen

 Zuckerperlen zum ersten. 

Tick-Tack zum zweiten. 

Und dann in dritter Reihe einen Gummidrop. 

Ich konnte es nicht glauben, Nina lutschte den Gummidrop. 

Eine Süßigkeit ohne ein Anzeichen von würgen....

Ich war fasziniert. 

Dann bin ich gierig geworden und wollte sofort das Ergebnis wiederholen und bot ihr ein zweites Grummidop an. 

Das habe ich dann aber später auf dem Stuhl gefunden. 

Hmm, na ja zu viel gewollt.

Zu schnell nacheinander. 

Letztlich entscheidet Nina doch noch immer ob sie etwas probieren möchte oder nicht. 

Das muss mir reichen.

Aber wieder ein bisschen weiter gekommen. 

Denn das sie sich überhaupt hin und wieder auf so etwas einlässt, ist ein riesengroßer kleiner Mikro-Schritt.