Freitag, 23. September 2022

öffnen, abschnallen und abnehmen

 Nina kichert. 

Ich  höre ein klicken und muss mit dem Tandem eine Vollbremsung machen. 

Just in der Sekunde, in der ich meinen Blick habe schweifen lassen, nutzt sie um den Verschluss ihres Fahrradhelms zu lösen und sofort den Verschluss des Gurtes am Fahrrad zu öffnen. 

Bei voller Fahrt selbstverständlich. 

Nach meiner Vollbremsung komplementiere ich sie vom Tandem und wir gehen ein Weilchen zu Fuß. 

Denn aus Erfahrung weiß ich: ist sie in ihrer "Kicherstimmung", nutzt weder schimpfen noch ein trauriger Kommentar oder das Erklären, dass das so nicht ok ist. 

Also schweige ich und wir gehen eine Weile neben dem Tandem her. 

Sie kommuniziert mir mit Gesten und Geräuschen, dass sie will wieder drauf und weiterfahren will -  logisch sie liebt es ja. 

Trotzdem muss sie noch einige Meter weitergehen. 

Ihr etwas vorenthalten, was sie gerne mag, ist das Einzige was bei unerwünschtem Verhalten hilft. 

Es klingt so abgeklälrt, während ich das jetzt schreibe - natürlich habe ich vor diesem gelungenen Versuch erst einmal ordentlich und lautstark geschimpft, viele Worte darüber verloren  und war megasauer. 

Funktionierte nicht. 

Zu Fuß gehen aber, wenn sie aufs Tandem will aber schon. 

Wir fahren weiter und kommen zu Hause an, ohne das Helm oder Verschluss ein weiteres Mal während der Fahrt geöffnet werden. 

Die Situation mir zu zeigen, dass sie es kann, war zwar nicht gut gewählt - bin aber trotzdem insgeheim stolz, dass Nina diese Verschlüsse öffnen kann. 

 

Strandkorb und Qualle nicht

 Den ganzen Sommer über haben wir die Strandtasche gepackt. 

Nicht nur beim Urlaub am Meer, sondern vor allem beim Lernen. 

Durch das Stöbern auf der Metacom Website, bin ich im Download Bereich auf diese geniale Aufgabe gestoßen. "Ich packe meine Strandtasche"...so heißt die Aufgabe. 

Wie üblich war der erste Durchgang schwierig. 

Mittlerweile aber ist es  Ninas Lieblingsaufgabe und ich sehe uns noch im Januar bei jeder Lerneinheit die Strandtasche packen. 

Aber das nehme ich mit Humor. Schließlich habe ich auch schon ein paar Jahre noch zu Ostern Weihnachtslieder gesungen. 

Der wunderbare Nebeneffekt ist, dass Nina jetzt die Taste "nicht" auf ihrem Talker mehr benutzt und auch weiß das "nicht" und "kein" / "keine"  eine ähnliche Bedeutung haben. 

Diese Erkenntnis ist sehr viel wert und sehr hilfreich im Alltag. 

Was für ein wunderbarer Nebeneffekt. 

Dienstag, 20. September 2022

Energie

 Heute Vormittag hatte ich ein wunderbares Treffen mit anderen Mamas von autistischen Kindern. 

Es war eines jener Treffen, die mir viel Energie geben. 

Das ist nicht immer so, denn oft ist bei nahezu jeder Familie die Anzahl an "Baustellen" so riesig, dass wir es gerade einmal schaffen uns gegenseitig auf den neuesten Stand zu bringen und jeweils dem anderen den Raum zu geben zu erzählen was gerade los ist.....auch in einem selbst. Das kann sehr traurig machen. 

Nicht so heute. Heute war es leicht und lustig - wie ein Sommerabend. 

Natürlich waren auch die Kinder Thema, aber wir waren in so positiver Stimmung, das wir geplant und überlegt haben, was wir demnächst Unternehmen und organisieren wollen. 

Ich wünsche mir mehr davon. 

Warum nicht schon früher?

 In den letzten Tagen stelle ich mir sehr oft diese Frage. 

Was hätte ich für Zeit und Nerven gespart, wenn ich die "Dinger" einfach früher getauscht hätte. 

Wovon ich rede? Von den wunderbaren Aerosolerzeugern für den Pari e-flow-rapid. 

Was war das vor dem Tausch der wirklich, wirklich abgenutzten Aerosolerzeuger für ein Gerödele.

 Immer auf die Uhr gucken, denken : "Warum dauert der Mist so lange?" oder "kommt da überhaupt Nebel raus???" "Grxxx....schnaub...muss ich wohl doch mal reinigen" ....tja und wenn dann nach der Reinigung immer noch dasselbe Theater ist.

Jetzt sind sie neu und glänzen nicht nur prächtig, sondern Vernebeln wie nix und sehr früh hört man einen lieblichen Piepton, der anzeigt : "Inhalation fertig". 

Nina zufrieden. 

Ich zufrieden. 


Warum nicht schon früher?

Montag, 5. September 2022

deine Wäsche, meine Wäsche

 Zur Kindergartenzeit habe ich angefangen und die Fächer von Ninas Kleiderschrank mit Bildern beklebt und dann zu üben, wo sie Socken, Unterwäsche, Nachthemden und Oberteile findet.

Das war, wie immer, sehr kleinteilig. 

Gemeinsam überlegen was das für ein Wäschestück ist, das Fach suchen und reinlegen. Alles in Kleinarbeit und sehr zeit intensiv. 

Diese Investition hat sich mehr als gelohnt. 

Nicht nur das Nina sich selbstständig ihre Anziehsachen holen kann oder sich umziehen kann, wenn sie möchte. 

Das Sahnehäubchen ist, dass sie mittlerweile sogar wahrnimmt, wenn im Wohnzimmer im Wäschekorb ihre gefalteten Sachen liegen, sie ihn sich schnappt und ganz eigenständig ihre saubere Wäsche in den Schrank räumt. 

Der Wahnsinn. 

Ok, hin und wieder, in ihren Kobold-Momenten kramt sie dann schon mal alle Socken raus und ordnet sie neu oder aber sie räumt ihre T-Shirts in meinen Schrank. 

Aber sie räumt auch wieder alles zurück. 

Wunderbar. 

Samstag, 3. September 2022

eine ganz andere Nummer

 Zugegeben: wir haben in den Sommerferien zwei Touren zum neuen Schulbebäude gemacht. 

Einmal habe ich mit Nina eine Fahrradtour gemacht und einmal ist sie mit ihrem Papa zum neuen Schulbegäude gefahren. 

Auch das von mir erwartete Theater am ersten Schultag - schon beim anderen Schulweg blieb aus. 

Das hat Nina toll gemacht. 

Ich muss das so betonen, weil die beschauliche Ankunft am Grundschulgebäude: 4 Klassen, 4 Schulbusse und wir mit dem Tandem an der Seite...ab diesem Schuljahr ein bisschen anders ist. 

Durch den vorzeitigen Standortwechsel sind es jetzt von Klasse 4 bis Klasse 11 eine ganze Reihe mehr Schülerinnen und Schüler und Busse. 

Es gleicht einem Bienenstock. 

Für mich ist es noch frisch und neu und ungewohnt. 

Aber irgendwie hat Nina nicht nur die Ruhe weg, sonder sie ist unfassbar gut gelaunt. 

Das da in ihrer Entwicklung noch mal etwas passiert ist, war schon in den Sommerferien absehbar.

Wir probieren etwas neues? Ok. Ich schau mal was passiert. 

Gelassenheit hat Einzug erhalten. Ich habe keine Ahnung wie lange das dauert, aber ich werde es genießen. 

Donnerstag, 1. September 2022

90 %

Sechs Monate gehen sehr schnell ins Land. 

Schon sitzen wir wieder im Wartezimmer der Augenarztpraxis. 

Die Begrüßung zwischen der Orthopistin und Nina ist sehr herzlich. 

Nina setzt sich alleine auf den Untersuchungsstuhl. Prima.


Dann allerdings muss ich eingreifen, denn Nina versteht nicht was sie mit dem Holz-E tun soll.        

 Es klingt einfach, wenn gesagt wird: "Dreh den Buchstaben mal so, dass er so aussieht wie auf der Wand". 

Gemeint ist die Projektion des Buchstabens E, der so gedreht werden kann, das er je nach links, nach rechts, nach oben oder nach unten geöffnet ist.    
 
 Aber wir sind vorbereitet und haben auf Ninas Talker vier Tasten mit je einem geöffneten E nach links, rechts oben und unten hinterlegt. 

 Nach einer kurzen verbalen Anweisung meinerseits weiß Nina was zu tun ist und kann auch bei kleiner werdenden unterschiedlich geöffnetem "E" alles richtig beantworten. "90 % hat sie korrekt beantwortet" kriege ich danach als Resultat. 


Mein breites Grinsen kann man wahrscheinlich bis zum Stadtrand sehen.