Dienstag, 20. Februar 2024

einfach überall, immer und mit jedem

 Es gibt Themen, die werden von heute auf morgen so groß, dass sie nahezu jeden Lebensbereich betreffen und man nach kurzer Zeit das Gefühl hat - man redet nur noch über dieses eine Thema.

 Jeden Tag und mit jedem mit dem man spricht. Immer und überall. 

Jetzt im Nachhinein kann man ganz klar sehen, dass dieser "gefühlte Rückschritt" zum einen eine neu erlernte Fähigkeit und zum anderen (wie auch schon vorher bei anderen Themen) von heute auf morgen einfach vorbei war. 

Sämtliche Gedanken, Maßnahmen und Gespräche waren irgendwie überflüssig. 

Wir hätten es einfach in aller Gemütsruhe aussitzen können, mit dem zenmäßigen Wissen um "auch das ist nur eine Phase".  

Kennen wir ja, hatten wir schon, wird vorbei gehen. 

Wovon ich rede? 

In diesem Fall von Toilettenunfällen. 

Sie kamen allerdings hauptsächlich in der Schule vor - aber mit hoher Frequenz. 

Warum genau - darüber können wir leider nur mutmaßen, denn sagen kann Nina es ja nicht. 

Wir vermuten es war eine Kombination aus Selbstwirksamkeit und dem Austesten von Grenzen. 

Ich wünsche mir das wir beim nächsten großen Thema an diese Episode erinnern und entspannt bleiben können. 




Sonntag, 18. Februar 2024

Ich / wir verstehen mein / unser Kind doch....

Eltern von nicht verbal sprechenden Kindern sind ganz klar Experten für jeden noch so kleinen Fingerzeig oder für jedes Minigeräusch  ihrer Kinder. 

Für Bezugspersonen außerhalb der eigenen Familie ist es aber häufig schwer und sie wenden sich mit Fragen an die Eltern. 

Wenn dann von Pädagogen oder Therapeuten ein Vorschlag gemacht wird Instrumente der Unterstützten Kommunikation (UK) einzusetzen - kommt von den Eltern oft das Argument "Ich / wir verstehen unser Kind". 

Trotz meiner Begeisterung für UK war ich lange Zeit total auf dieser Linie. 

Aber irgendwann wurden Ninas Bedürfnisse komplexer und ein Geräusch plus ein Fingerzeig in den Raum hinein erschloss  nicht mehr, was unser Kind wollte oder brauchte. 

Wie unendlich dankbar war ich an diesem Punkt sagen zu können:"Bitte geh zu deinem Talker und sag mir was du möchtest."

Funktioniert gut bei uns. 

Ich bin mir sicher, daß diese wachsenden Bedürfnisse, die keine Form des Ausdrucks finden können, der Punkt ist an dem sonst unerwünschtes oder ungewöhnliches Verhalten auftritt. 

Wenn das kein Argument für UK ist, dann weiß ich auch nicht....

Freitag, 29. September 2023

Vom Perspektivwechsel

 Knapp acht Monate sind seit meinem letzten online-Seminar vergangen und auch dieses Mal war ich vorher extrem aufgeregt. 

Vor Vorfreude und auch ein wenig vor Angst - kann ich da mithalten? Ich konnte. 

Im Seminar ging es um ein Spezialthema im Bereich der Unterstützen Kommunikation. 

Zwei Tage unfassbar viele Informationen. Toll aufbereitet und strukturiert. Viel Gruppenarbeit und toller Austausch. 

Am Ende der zwei Tage habe ich viele Ideen für meinen praktischen Alltag mit Nina, noch mehr Motivation, ein tolles Gefühl, weil sich dieser Themenbereich so richtig für mich anfühlt.

Als Zugabe ein Perspektivwechsel....jetzt bin ich nicht nur Angehöre, sondern ich konnte in einen fachlichen Austausch mit den anderen Seminar-Teilnehmern gehen und beide Ebenen betrachten.

So wertvoll. 

Freue mich auf die nächste Runde. 

Tausch Lärm gegen Zeit

 Weihnachten ist bei uns dieses Jahr schon im September. 

Nee, nee kein Baum oder Dekoration.

Wir haben Geld für uns ausgegeben und diese Anschaffung nimmt uns eine Pflicht im Alltag ab. 

Ein medizinisches Gerät, auf eigene Rechnung, dass die Inhaletten nicht nur desinfiziert sondern auch trocknet. 

Rein damit, anschalten und das war es. 

Kein Abpassen der Zeitraumes, wann ist das Gerät fertig und kann ich dann irgendwie zwischen die ganzen anderen Sachen das Abtrocknen schieben und vor allem geht das jetzt? Habe ich gerade genug Luft, ist Nina für die Zeit mal beschäftigt? Oder muss ich es doch erst abends machen, wenn sie schläft? Oder morgens wenn sie in der Schule ist? 

Ich darf nicht vergessen noch den "Vapo" zu machen ist sonst immer auf der täglichen To-Do-Liste gewesen. 

Mein Mann hat ausgerechnet, dass wir im Schnitt zwei Stunden in der Woche also ungefähr einhundert Stunden im Jahr mit dieser Tätigkeit zugebracht haben. 

Eine unfassbare Ansammlung an Stunden über die Jahre. 

Der einzige Nachteil des neuen Gerätes ist die Lautstärke beim Trockenvorgang. Es klingt als habe irgendwo jemand seinen Staubsauger länger auf Dauerbetrieb. 

Im Vergleich zu dem erleichternden Gedanken "ich muss keinen Vapo machen"  ein sehr kleiner Preis. 

Ich für mich alleine

Nicht immer schaffe ich es Nina sinnvoll zu beschäftigen, denn ab und zu muss ich ja auch noch den Haushalt erledigen. 

Die Langeweile die sie dann mal hat, findet mein Mann nicht schlimm. Sein Kredo "daraus entstehen dann Ideen" sagt er. 

Recht hat er. 

Leider macht Nina öfter mal "Schnick-schnack" und stellt Dinge an, die wir weniger schön finden. 

Dann aber gibt es auch so berührende Momente wie diesen hier: 

Nina sitzt im Wohnzimmer auf der Gymnastikmatte mit dem Fotobuch vom letzten Sommerulaub und ihrem Talker. 

Sie blättert das Buch durch und gibt ein was sie sieht "Papa" "da" "Nina" "da" "Mama" "da" - also wer auf den Bildern zu sehen ist, welche Kleidung wir auf den Bildern tragen, was diese Kleidung für Farben haben und und und. 

Sie ist sehr versunken und konzentriert und merkt gar nicht wie ich sie dabei beobachte. 

 Es ist so wundervoll, das mir ganz warm ums Herz wird. 

Haare offen

Längere Haare verlangen nach verschiedenen Frisuren. 

Ein Zopf mit und ohne Haarspangen, zwei Zöpfe, zwei Zöpfe geflochten, ein geflochtener Zopf oder doch die Haare offen? 

Erst einmal alle Varianten, mit Pictos oder Fotos,  auf den Talker bringen - und dann liegt er (verflixt noch eins) doch wieder in der Wohnküche. 

Also doch noch eine non-tec-Variante mit Bildübersicht  im Bad anbringen. 

Hin und wieder reicht dann aber ein einfacher ablehnender Laut, ein Arme verschränken und ein aus dem Raum laufen von Nina als deutliche Bekundung - heute möchte ich meine Haare offen haben. 

Botschaft deutlich angekommen mein Kind. 


Pflegehandschuhe

Das neue Schuljahr hat viele Veränderungen mit sich gebracht. 

Neuer Klassenraum, neue Lehrkräfte, neue Klassenkameraden. 

Die ersten Wochen sah es so aus, als würde Nina das alles locker wegstecken und als wäre alles gar kein Problem. 

Dann aber stellten wir bei Nina ein vermehrtes Stimming (="self-stimulation behavior") in Form eines übermäßigen Kneifens ihrer eigenen Hautfalten an beiden Händen fest. So stark das es permanent rot war und sich infolgedessen Hornhaut bildetet. 

Ich habe pfundweise eingecremt - ohne Erfolg. 

Jetzt bekommt sie zusätzlich zwei Mal am Tag (während des Inhalierens) nach der Creme noch Pflegehandschuhe angezogen, damit die Creme noch besser einziehen kann und die Creme nicht immer am Sofa oder der Kleidung abgewischt wird. 
Sie macht das erstaunlich gut mit. 

Zusätzlich hat es noch den Effekt das wir so üben Fingerhandschuhe anzuziehen.
 
Kann eventuell als Vorübung für den Winter  helfen.

Wir lassen uns überraschen.